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22.11.2022

Gewalt kommt nicht in die Tüte

Stattdessen werden die Tüten mit Brötchen oder Brot gefüllt. Bei der Bäckerei Gräper aus Bad Segeberg werden rund um den 25.11. diese besonderen Tüten mit der Aufschrift GEWALT KOMMT NICHT IN DIE TÜTE verwendet. Auf den Tüten befinden sich Infos zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und das HILFETELEFON 08000 116 016. Gemeinsam mit dem Bäcker Tim Gräper, der Frauenfachberatungsstelle Frauenzimmer e.V. und der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bad Segeberg, Inge Diekmann, wird diese landesweite Aktion in der Stadt Bad Segeberg umgesetzt. Am Mittwoch, 23.11.2022 ab 9 Uhr stehen sie auf dem Marktplatz, um über das Thema „häusliche Gewalt“ und Hilfsmöglichkeiten zu informieren. Ein Zeichen setzt auch die Stadt Bad Segeberg, die Fahnen „Frei leben“ von TERRE DES FEMMES werden gehisst. Ein selbstbestimmtes gewaltfreies Leben zu führen ist ein Grundrecht. Leider erfährt jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens körperliche, sexuelle und/oder psychische Gewalt. „Wir wollen mit der Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ den Menschen auf der Straße bzw. auf dem Marktplatz erreichen. Es ist so wichtig, dass bekannt ist, wo und wie betroffene Frauen und auch Männer Hilfe erhalten können“, meint Inge Diekmann, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Segeberg. Sie verweist auf die Website https://www.hilfetelefon.de. Im Chat oder telefonisch bietet diese Seite anonym, kostenfrei, rund um die Uhr, in 17 Fremdsprachen, in leichter Sprache sowie deutsche Gebärdensprache, Beratungen für Betroffene an. Die Stadtbücherei beteiligt sich an der Aktion zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, indem sie vom 21.11. bis 25.11.2022 Beratungsmaterial, Bücher und DVDs zu dem Thema bereitstellt.
„Die Auswirkungen von häuslicher Gewalt betreffen alle Lebensbereiche der Frau und immer auch die der Kinder“, so Frau Eibelshäuser, Beraterin bei der Frauenfachberatungsstelle Frauenzimmer e.V.. Sie erlebt es täglich in ihrer Arbeit.
Wie tief- und weitgreifend die Folgen von häuslicher Gewalt sind, darüber berichtet die Fachberatungsstelle Frauenzimmer e.V.. Gewalt wird transgenerational weitergegeben und wirkt sich auf die gesamte Gesellschaft aus:
Gesundheitliche Folgen: Häusliche Gewalt hat bereits Auswirkungen auf die Schwangerschaft. Jenseits der körperlichen Verletzungen kann die psychische Anspannung durch die Partnerschaftsgewalt zu Fehl- und Frühgeburten führen. Auch das Ungeborene selbst erlebt den Stress der Mutter mit. Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft häusliche Gewalt erlebt haben (häufiges Anschreien „reicht“ schon) haben ein niedrigeres Geburtsgewicht, sind z. B. anfälliger für Infektionserkrankungen und zeigen häufig eine erhöhte Vulnerabilität für die Ausbildung psychischer Beeinträchtigungen im Laufe ihres Lebens. Eine Frau, die häusliche Gewalt erlebt, leidet neben den offensichtlichen körperlichen Verletzungen und dem Risiko, versehentlich im Rahmen einer Gewalteskalation oder geplant und mit Absicht getötet zu werden, häufig an chronischen psychosomatischen Beschwerden wie bspw. Migräne oder Magenschmerzen. Frauen konsumieren im Rahmen häuslicher Gewalt häufig Alkohol, Zigaretten, Drogen und nehmen Psychopharmaka. Dieses Bewältigungsverhalten – gewählt, um auszuhalten, was nicht aushaltbar ist – fügt weiteren gesundheitlichen Schaden zu. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Gewalt gegen Frauen als eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen weltweit.
Sozioökonomische Folgen: Die Folgen für engere soziale Beziehungen sind oftmals einschneidend: Probleme zu vertrauen, Einsamkeit, soziale Isolation, Angst vor Nähe, können Folgen erlebter häuslicher Gewalt sein. Frauen geraten oft in finanzielle Notsituationen, erleiden längerdauernde Armut, verlieren ihre Wohnung oder werden sogar wohnungslos. Aufgrund der oben geschilderten gesundheitlichen Folgen gelingt es manchmal nicht, am Arbeitsplatz weiter zu funktionieren, so dass auch dort Probleme auftreten und manchmal die Kündigung erfolgt. Damit werden ganze Lebensentwürfe beeinträchtigt, Planungen und Hoffnungen, die soziale und berufliche Zukunft betreffend, zerstört.
Mitbetroffene Kinder und generationenübergreifende Folgen: Partnerschaftsgewalt bedeutet auch für Kinder immer eine große Belastung. Selbst wenn sie schlafen und angeblich nichts mitbekommen haben, können sie – sofern man sie fragt – die Gewaltszenen detailliert schildern. Sie fühlen sich hilflos und ohnmächtig, versuchen oft, jüngere Geschwister und manchmal auch die Mutter zu schützen. Viele Kinder fühlen sich schuldig an dem, was passiert und sind in Loyalitätskonflikten innerlich zerrissen. Mit Beendigung der akuten Gewalt verschwinden die Belastungssymptome nicht automatisch. Viele Kinder tragen chronische Beeinträchtigungen davon. Zudem steigt das Risiko, im Erwachsenenalter selbst Beziehungsgewalt zu erleben oder auszuüben.
Gesellschaftliche Kosten: Die gesellschaftlichen Folgekosten für häusliche Gewalt sind hoch: Akute körperliche Verletzungen müssen medizinisch versorgt werden, psychische Erkrankungen bedürfen in ambulanten Therapien, Psychiatrien und Traumakliniken manchmal lebenslanger Behandlung. Medikamentöse Unterstützung verursacht weitere Kosten, genauso wie Maßnahmen zur Rehabilitation. Die Gesellschaft muss außerdem den Behördeneinsatz mit finanzieren wie Interventionen von Polizei, Staatsanwaltschaften und Gerichten. Auch Arbeitsausfälle oder gar Arbeitslosigkeit müssen von der Gemeinschaft getragen werden.
Die frühzeitige Investition in Gewaltprävention ist vor dem Hintergrund der genannten massiven Folgen unerlässlich. Präventionsarbeit, Sensibilisierung und Aufklärung durch öffentlichkeitswirksame Aktionen sind wesentliche Bausteine bei der Arbeit zur Verhinderung und Vorbeugung von häuslicher Gewalt.
Gez. Inge Diekmann
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Segeberg

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